Oh, himmlisches Kind

Wüstenwind in der Sahara - Foto von Manfred v. B. bei unserer Tour im März

Still, es ist der Wind,
das himmlische Kind.
 
Du hast weder Farbe noch Form
und malst doch Bilder
aus Wolken
auf  Himmelblau.

Als laues Lüftchen streichelst du
meine Haut, salzt sie
mit einer Meeresbrise.
Und zart fährst du
durchs wilde Haar meines Liebsten.
Oh, himmlisches Kind.

Pusteblumen verwehst du,
Samen des Kommenden
und Saharastaub übers Meer.
Du bläst in die Segel
und als Sturm reißt du Bäume aus.

Du bist nicht Luft für mich, oh Luft !
Ich mache  Luftsprünge
aus reiner Freude.
Und küsse dich,
ich, Luftikus.

Heimisch sind in dir
die Gefiedert-Geflügelten.
Ihnen folgen wir fliegend
ins unbekannte Land.
Oh, wie mich dürstet nach Frischluft
in Herz und Hirn.
Und wenn sich die Schleier lüften,
gehen mir die Augen über
bei all dem Neuen, all dem Fremden,
das ich nach Hause einlade.

Ohne dich, Luft,
kein Lied auf den Lippen,
kein Wort im Ohr,
kein letzter Atemzug
und kein erster Kinderschrei…

Sans toi, l’air,
aucune chanson aux lèvres,
aucun mot dans l’oreille,
pas de dernier souffle
et pas de premier cris...


Anita Schlesak
Luftige Zeilen vom 22. Lebenstanz 2014 in Lavaldieu/France