Der
warme Wüstenwind
streicht
zärtlich übers Gesicht, umflattert vom Zipfel des Chechs, des 4
Meter langen Beduinenschleiers. Du spürst die Wärme der
Mittagssonne auf der Haut, sie hüllt dich ein wie ein Mantel aus
Licht. Durch die geschlossenen Lider blendet es rötlich...
Es
gibt nichts zu tun, nichts zu bedenken, nichts zu entscheiden.
Es
ist wie es ist.
Auf
einmal hörst
du das vertraute Knistern, Ästchen vom ausgedörrten alten Busch
knacken im mittäglichen Lagerfeuer.
Kehlige
Männerstimmen rufen zum Aufbruch, Kameltreiber schnalzen mit der
Zunge. Memchou – auf geht’s !
Du
sitzt sicher im Sattel. Vor dir ein Kamel, hinter dir ein Kamel, ein
Tier am anderen mit Seilen verbunden. Ganz langsam setzt sich die
Karawane in Bewegung, zieht in weiten Bögen über die hohen Dünen,
die Wellenkämme des Meeres aus Sand.
Wir
haben alle Zeit der Welt. Nur Himmelblau und Sand soweit das Auge
reicht. Es könnte ewig so weiter gehen -
bis
ans Ende der Zeit.
Von
der Einfachheit kosten
Ahmet, unser
kameltreibender Bäcker, schüttet Wasser aus dem leuchtend blauen
Kanister ins Mehl und streut die Salzkörner gekonnt dosiert aus der
praktischen Plastikflasche in die Schüssel. Mit seinen
Hirtenhänden knetet er die Teigkugel, bis er freihändig eine schöne
Scheibe daraus ziehen und formen kann. Wenn das Morgenfeuer genug
Holz vertilgt hat und die Kohlen glühen, legt er den Teig dazwischen
und bedeckt diesen einfachen Wüstenbackofen mit Sand.
Wenn sich nach etwa 15 Minuten erste kleine Luftspiralen im Sand
bilden, ist das „Hobsa“ fertig. Mit einem Stock schiebt Ahmet die
Kohlen zur Seite und spätestens, wenn er Asche und Kohlenreste mit
einem Tuch vom heißen Brot klopft, nehme ich die
rauchige Witterung auf und schlüpfe frischgebacken aus meinem vom
Morgentau durchtränkten Schlafsack.
Den warmen Geschmack
des krustigen Fladenbrotes schon auf der Zunge.
XSAR GHILANE
Zum ersten Mal erlebe ich
die Palmenoase im Herbst 2010 im Dunkel der Nacht. Nach 14stündiger
Anreise kommt unsere süddeutsche Reisegrupe todmüde in den Dünen
an. Die Beduinencrew empfängt uns am knisternden Lagerfeuer mit
einer Lammfleischsuppe, bevor wir uns unter Millionen Sternen auf
Matratzen betten und in warme Mumienschlafsäcke einkuscheln. Erst im
Morgengrauen höre und sehe ich, wie ein Dutzend Dromedare kauend und
wiederkäuend um unser Lager streift.
Xsar Ghilane wirkt mitten
in der tunesischen Sahara wie ein vom Rest der Welt vergessenes Dorf
unter Dattelpalmen, doch jedes Jahr kommen Tausende von Touristen
hierher, um ihre Wüstentour mit einem Bad in den schlammigen
Quellen, die von Cafés und Souvenirläden umzingelt sind, genüsslich
zu beenden. Oder um zu guter letzt noch einen Abstecher zu der
Burgruine mit ein paar legendären lateinischen Inschriften zu
machen. Vor unserer stillen Karawane und lange vor erlebnishungrigen
Italienern, Russen und Franzosen mit ihren schnellen Motorrädern,
Quads und Jeeps haben schon die Römer die Aussicht auf das Meer aus
rotem Sand genossen.
Anita
Schlesak
„Ein Paradies aus
Nichts" – Sehnsucht nach der Wüste - die Sahara erleben !
Wenn
der Wind den Kopf frei pustet,
Saharasand
– fein wie Puder – Sinne und Seele reinwäscht
und
die gespitzten Ohren der Stille lauschen...
Als
Ulmer Radiojournalistin und Lebenstänzerin baue ich Brücken
zwischen Menschen und Kulturen.
Seit
2009 vom Wüstenvirus infiziert begleite ich Menschen mit Fernweh in
die Weite der Wüste.
Denn
diese weglose Landschaft macht es uns leicht, in die Stille des
Herzens einzutauchen.
Sagen
doch die Beduinen, dass Gott aus der Wüste alles Überflüssige
entfernt hat !
0170
- 28 19 065