Montag, 28. April 2014

Tagebuch von der Tour der Marabouts




Samstag, 1. März

Mittagsflug Stuttgart-Djerba, Fahrt mit Minibus und Fähre bis nach Douz, wo uns Mounir erwartet und wir unsere farbenfrohen Scheschs kaufen. Am Lagerplatz in der Wüste gibt es Couscous. Erste Nacht unterm Sternendach oder wahlweise im Beduinenzelt.


Sonntag, 2. März

Ganztagestrekking zu Fuß und hoch zu Dromedar. Bekanntschaft mit unseren Reittieren und der Crew: unser herzhaft lachende Koch Mansour ist ein hingebungsvoller Sänger, der große dunkelhäutige Bäcker Mabrouk mit der tiefen Stimme bekommt von uns den Beinamen „der Sanftmütige“ und der Hochzeitstrommler Mohammed ist auch noch ein Spaßmacher, der sein vorwitziges Kamel mit Cola füttert. Spektakuläre Raupe mit flammend rotem Irokesenschnitt rückt Brigitte vor die Linse. Vorstellungsrunde mit Sprechstab und Herzklopfen unter dem Motto: „Wenn ich einmal reich wär'...“ Trommeln und Singen am Lagerfeuer.


Montag, 3. März

Kikeriki mitten in der Wüste: Beduinen sind im relativ saftigen Frühling mit ihren Schaf- und Ziegenherden, mit Hühnern und Eseln unterwegs. Colapause im halb versandeten Dorf am Marabout von „Hinda“, einer der heiligen Frauen, zu der es bis heute Wallfahrten gibt. Austausch in der Abenddämmerung über unsere Vorbilder – so vorhanden - und Eva singt mit uns ein „Lakota-Lied“. Die fettgebackenen „Briks“, die vor unseren hungrigen Augen mit Ei, Petersilie und Knoblauch gefüllt werden, schmecken lecker ! Nachtwind zerrt an unseren Zelten und Nerven.


Dienstag, 4. März

Ein herrlich sonniger Morgen. Brigitte und Ulrike wandern tapfer durch hohe, helle Dünen bis kurz vorm Verdursten. Michael erreicht mit GPS als erster den Ziehbrunnen am Marabout „Bijouahif“, einem Vorfahren der Debayers, der später nach Algerien zog. Eine Art Mausoleum mit Trommel und Vogelnest, in dessen Windschatten wir sonnend Kekse und Studenfutter naschen. Gegen Mittag kommt ein Sandsturm auf, wir können nicht weiterziehen. Mansour und Mabrouk kochen unter den Wolldecken. Sandsuppe im Zelt, denn die Mittelstange bricht ein. Michael beginnt eine herrliche Märchenstunde über einen Jüngling im verbotenen, dunklen Wald. Intensive Sprechstabrunde und am Ende spielt Manfred besänftigend die Maultrommel. Anita tanzt mit dem Wind. Wunderbar stille Sternennacht.
Mittwoch, 5. März


Sonnenaufgang in den Dünen, Manfreds Flötentöne, Sammlerglück bei den Sandrosen. Sonnige Mittagspause in der Oase, Siesta unter weißblühendem Ginster und Haarewaschen am Brunnen aus LKW-Reifen. Besuch von Amor mit Lachanfällen. Kamelbeobachtungen: Assis, das Küchenkamel mit Nasenring als Anführer der Karawane, Lashkar, der Gescheckte, Mehari, das weiße Rennkamel namens Sharara, Sultan, der Oberblubberer in der Brunftzeit, das Zeltkamel, der übermütige Thalula, acht sind es insgesamt. Die Tiere sind ihren Kamelhirten nicht ganz unähnlich, so unsere Analyse.



Donnerstag, 6. März


Wie beim Muschelsuchen am Strand krabbeln wir auf allen vieren auf der Suche nach prähistorischen Pfeilspitzen... und werden fündig. Heißkalte Siesta mit Wolkenspielen. Last chance für die Sandbettzeremonie, Manfred fühlt sich, wie wenn er jetzt „das Licht der Welt erblickt“. Sonnuntergang mit Blick auf den Marabout von „Delia“ mit den beiden Tamarisken. Partytime mit zwei Trommeln und Tanz ums Feuer mit unserem Wüstenheyoka Amor.


Freitag, 7. März


Letzte Reitetappe zum Brunnen mit Sammelstelle für kräutergetränktes Kamelpipi gegen Hautkrankheiten. Minibus holt uns vor Mounirs Geburtsdorf ab. Abschiedsfoto mit unserer 18-köpfigen Karawane: vier Frauen, sechs Männer und acht Einhöckrige. Frischer O-Saft und Shopping in Douz, Sandwich-Pause im windigen Olivenhain, Besichtigung eines Höhlenhauses in Matmata. Eva ergattert das verträumte Kleidchen XXL im Fährhafen. Wolkenbruch auf Djerba, Abendessen im „Sofrane“ und letzte Nacht im Hotel „Erriadh“ mit Bougainvileen und Vogelgezwitscher im Innenhof.


Samstag, 8. März


Heimkehr mit Sand in den Schuhen, steinschwerem Gepäck und Fabelwesen aus Holz. Brigitte hat ihren selbstgeschälten Wanderstock nicht vergessen. Anita ergattert im Duty Free wie immer stangenweise Benson-Zigaretten für ihre Radiokolleginnen und wird mit edlem tunesischem Rotwein beschenkt. Wir vervollständigen unsere Tagebücher kollektiv im Nouvelair-Flieger und bringen auf unseren Kamerachips Hunderte von Erinnerungsfotos heim...

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